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Dalis "Biblia Sacra"

04. Jun 2022

vom 12.06.-17.07. in St. Peter und Paul und der Universitätskirche

Salvador Dali - Biblia Sacra

Salvador Dalí (1904-1989) zählt zu den großen Malern des 20. Jahrhunderts. Weltberühmt wurde der Katalane durch Bilder zerfließender Uhren, brennender Giraffen und durch ein exzentrisches, selbstzerstörerisches Leben. Weniger bekannt ist seine Hinwendung zu Religion und zur katholischen Kirche ab dem Jahre 1949. Ab der Mitte des Jahres 1963 befasste sich Dalí mit dem Projekt eines Bild-Zyklus zur Bibel. Mit 105 Illustrationen zum Alten und Neuen Testament stellt die Biblia Sacra den größten Bildzyklus dar, den Dalí hinterlassen hat.

Mehr als 80 Bilder aus diesem Zyklus sollen in St. Peter und Paul und in der Universitätskirche präsentiert werden. Im Unterschied zu einer Ausstellung in einem Museum können die Bibelillustrationen hier mit dem Kirchenraum und seinen Ausstattungsstücken in einen lebendigen Dialog treten. So korrespondieren zum Beispiel die Motive zur Leidensgeschichte mit dem Kreuzwegrelief in St. Peter und Paul, die „Blaue Madonna“ Dalís mit der Marienstele von Heinrich Söller und die „Herabkunft des Heiligen Geistes“ mit dem Glasbetonfenster „Pfingstgeheimnis“ von Rudolf Haegele. Die Bilder Dalis sprechen zum Kirchenraum und der Kirchenraum umgekehrt mit den Motiven Dalís und den Geschichten aus der Bibel.

Andachten, Vortragsveranstaltungen mit kunstgeschichtlichen und religiösen Themen, Malwettbewerbe und interaktive Bildgespräche ergänzen das Ausstellungsprogramm und helfen bei der Erschließung der intensiven Bildsprache Dalís.

Das ökumenisch ausgerichtete Projekt bietet damit die einmalige Gelegenheit, sich in Marburg mit dem Künstler Dalí und einem der bedeutendsten Bibelillustrationen der Kunstgeschichte auseinanderzusetzen.

Der Arbeitskreis Offene Kirche in St. Peter und Paul und die Gemeinde der Universitätskirche laden ganz herzlich ein zur Vernissage am 12. Juni um 16.00 Uhr in St. Peter und Paul und zum Besuch der Ausstellung und der Begleitveranstaltungen.

Ausgewählte Bildbeschreibungen von Herbert Specht


Zum Ausstellungskonzept

Die Biblia Sacra stellt mit insgesamt 105 Lithographien aus dem Alten und Neuen Testament den größten Bilderzyklus dar, den Dali hinterlassen hat. Er gehört mit den Bibelillustrationen von Marc Chagall sicher zu den bedeutendsten der Kunstgeschichte überhaupt. Wir freuen uns in zwei Kirchen – in St. Peter und Paul und in der Universitätskirche in der Reitgasse - insgesamt 86 Bilder aus diesem Zyklus präsentieren zu können.

Die Bilder der Biblia Sacra gleichen z.T. einer Explosion, einer Explosion der Farben, der Formen und Linien, der Zeichen und Symbole, die in einer kaum zu bewältigenden Fülle vom Künstler in seine Motive hineingelegt wurden. Bei jeder Betrachtung lässt sich neues entdecken und offenbaren sich Details, die in weitere verborgene Tiefen führen. Dabei erschöpft sich das Ganze nicht im Spiel von Farben und Formen, sondern steht für einen tiefgründigen Blick in die Aussagen der Bibel. Darin einführen können die Texte von Dr. Herbert Specht, die wir in Ständer neben die Bilder gestellt haben und die beispielhaft auf unserer Homepage über einen QR-Code abrufbar sind. Einen weiteren Zugang bilden die verschiedenen Bildbetrachtungen, Andachten und Führungen in den beiden Kirchen, die die Ausstellung begleiten. (Termine im Veranstaltungsflyer und auf der Homepage.)

Unsere Ausstellung besitzt aber zugleich noch eine zweite Ebene:

Im Unterschied zu einem Museum befinden sich die Bilder in unserem Kirchenraum an einem sehr authentischen Ort und können von daher mit dessen Architektur und seinen Ausstattungsstücken in einen lebendigen Dialog treten. So korrespondieren zum Beispiel die Motive zur Leidensgeschichte mit dem Kreuzwegrelief oder die „Blaue Madonna“ Dalís mit der Marienstele von Heinrich Söller. Die Motive zum Alten Testament haben wir vorrangig an die Wand aus Buntsandstein, die sog. Petruswand aufgestellt. Das Bild zum Apostel Petrus – hinterlegt mit schwarzem Stoff - hat aber an dieser Wand ebenfalls seinen besonderen Platz gefunden. Dalís „Gott weckt Jesus von den Toten auf“ befindet sich in der Mitte vor dem Altarblock und kann so die Aussage der mächtigen Plastik des Auferstandenen von Hermann Tomada an der Altarwand im Westen aufnehmen.

Die von den Motiven her zusammengehörigen Bilder wurden also auf Inseln oder in einer Reihe zusammengestellt und dabei wurde immer an ihre Beziehung zum Kirchenraum gedacht.

Die Bilder treten damit in einen lebendigen Dialog mit dem Kirchenraum und seinen Ausstattungsstücken und zugleich wird dieser zu einem Erlebnisraum für die Besucher. Es bleibt dabei dem Betrachter überlassen, tiefer in die Bildsprache Dalis einzugehen, den Dialog zwischen Kirchenraum und Bildmotiv mit Inhalt zu füllen und die Bezüge lebendig werden zu lassen.